Sozialauswahl bei betriebsbedingter Kündigung

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Was verbirgt sich hinter der Sozialauswahl bei betriebsbedingter Kündigung? Hier erfahren Sie alles was für Sie wichtig ist – direkt von einem Fachanwalt für Arbeitsrecht!

Die Sozialauswahl im Überblick

Rechtsgrundlage

Gemäß § 1 Abs. 3 des Kündigungsschutzgesetzes (KschG) ist eine Kündigung sozial ungerechtfertigt, also unwirksam, wenn ein Arbeitnehmer aus dringenden betrieblichen Notwendigkeiten entlassen wurde, der Arbeitgeber jedoch bei der Auswahl des Arbeitnehmers Aspekte wie Dauer der Betriebszugehörigkeit, Lebensalter, Unterhaltspflichten und Schwerbehinderung nicht oder unzureichend berücksichtigt hat.

Kriterien der Sozialauswahl

Die Gewichtung der genannten Sozialdaten ist nicht eindeutig vorgegeben. Der Arbeitgeber hat einen gewissen Spielraum, doch gibt es Grenzen, die durch die Rechtsprechung bestimmt werden. Es kann vorkommen, dass in bestimmten Fällen zusätzliche, relevante Faktoren in die Sozialauswahl aufgenommen werden können.

Betriebszugehörigkeit

Die Dauer der Betriebszugehörigkeit (für die Sozialauswahl bei betriebsbedingter Kündigung) bezieht sich auf die fortlaufende Beschäftigungsdauer beim aktuellen Arbeitgeber. Hierbei sind bestimmte Feinheiten zu berücksichtigen.

Wenn ein Arbeitnehmer mehrere Anstellungszeiträume beim gleichen Arbeitgeber hat, wird eine frühere Beschäftigungszeit in der Regel nur dann zur aktuellen Betriebszugehörigkeit hinzugerechnet, wenn die Unterbrechung nicht mehr als sechs Wochen dauerte. Jedoch gibt es Ausnahmen zu dieser Regel. 

Auch zählen Beschäftigungszeiten in einem Betrieb, der im Rahmen eines Betriebsübergangs erworben wurde, zur Dauer der Betriebszugehörigkeit hinzu.

Lebensalter

Das Lebensalter des Arbeitnehmers ist ein weiteres Kriterium der Sozialauswahl. Generell gilt, dass ältere Arbeitnehmer oft als sozial schutzbedürftiger eingestuft werden, insbesondere da es für sie in der Regel schwieriger ist, eine neue Stelle zu finden.

Dies bedeutet jedoch nicht automatisch, dass ältere Arbeitnehmer in jedem Fall bei einer betriebsbedingten Kündigung bevorzugt behandelt werden. Die individuelle Situation jedes Arbeitnehmers wird berücksichtigt und die endgültige Entscheidung wird auf Grundlage aller relevanten Kriterien getroffen.

Unterhaltspflicht

Hinsichtlich der Unterhaltspflichten innerhalb der betriebsbedingten Kündigung muss der Arbeitgeber nicht jeden Arbeitnehmer nach seinen Unterhaltspflichten befragen. Normalerweise kann er sich auf die Angaben auf der Lohnsteuerkarte verlassen. Es liegt in der Verantwortung der Arbeitnehmer, ihre Personalakten aktuell und korrekt zu halten, insbesondere wenn sie wissen, dass betriebsbedingte Kündigungen anstehen.

Schwerbehinderung

Die Berücksichtigung einer Schwerbehinderung in der Sozialauswahl erfordert besondere Aufmerksamkeit. Arbeitnehmer sind nicht verpflichtet, eine Schwerbehinderung dem Arbeitgeber gegenüber von sich aus zu offenbaren. Dennoch haben Arbeitnehmer, die als schwerbehindert anerkannt sind, nach sechs Monaten Beschäftigung einen besonderen Kündigungsschutz. 

Eine Kündigung von schwerbehinderten oder diesen gleichgestellten Arbeitnehmern ist nur mit vorheriger Zustimmung des Integrationsamtes möglich. Eine Kündigung ohne diese Zustimmung ist unwirksam.

Besonderheiten und Ausnahmen

Kleinbetriebe

Beachten Sie, dass die Pflicht zur Sozialauswahl nur für Betriebe mit mehr als 10 Mitarbeitern besteht. Kleinere Betriebe sind nicht dazu verpflichtet. Das gilt auch für Arbeitgeber, die mehrere solcher Kleinbetriebe besitzen.

Anzahl der zu kündigenden Arbeitnehmer

Außerdem ist die Sozialauswahl nur dann notwendig, wenn mehrere Arbeitnehmer für eine betriebsbedingte Kündigung infrage kommen und der Arbeitgeber eine Auswahl treffen muss.

Arbeitnehmer mit besonderen Kenntnissen

Der Arbeitgeber kann bestimmte Arbeitnehmer aus der Sozialauswahl ausschließen, wenn deren Weiterbeschäftigung aufgrund ihrer besonderen Kenntnisse, Fähigkeiten und Leistungen im berechtigten betrieblichen Interesse liegt. In einem Kündigungsschutzprozess muss der Arbeitgeber jedoch den Nachweis für diese Umstände erbringen.

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Christian Wieneke-Spohler
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Häufige Fragen zum Thema "Sozialauswahl bei Kündigung"

„Sozialauswahl“ bezeichnet den Prozess, durch welchen Arbeitgeber bei betriebsbedingten Kündigungen jene Arbeitnehmer ermitteln, die gekündigt werden sollen. Hierbei sind diverse soziale Aspekte zu berücksichtigen, um eine sozial gerechtfertigte Kündigung zu gewährleisten.
Die Sozialauswahl erfolgt durch eine Analyse der individuellen Situation jedes Arbeitnehmers, basierend auf Faktoren wie Lebensalter, Betriebszugehörigkeit, Unterhaltspflichten und potenzielle Schwerbehinderung.
Für die Durchführung der Sozialauswahl ist der Arbeitgeber zuständig.
Die Sozialauswahl gewährleistet, dass bei betriebsbedingten Kündigungen jene Arbeitnehmer nicht benachteiligt werden, die sozial stärker schutzbedürftig sind.

Die Kriterien für die Sozialauswahl sind im § 1 Abs. 3 KSchG verankert und beinhalten das Lebensalter des Arbeitnehmers, die Betriebszugehörigkeit, Unterhaltspflichten und eventuell vorhandene Schwerbehinderungen.

Eine Sozialauswahl ist immer dann notwendig, wenn es zu betriebsbedingten Kündigungen kommt.
Die rechtlichen Rahmenbedingungen zur Sozialauswahl bei Kündigungen finden Sie im Kündigungsschutzgesetz (KSchG), speziell in § 1 Abs. 3.
Sollten Sie der Meinung sein, die Sozialauswahl wäre nicht ordnungsgemäß durchgeführt worden, haben Sie die Möglichkeit, eine Kündigungsschutzklage beim Arbeitsgericht einzureichen.

Eine Kündigung könnte aufgrund einer mangelhaften Sozialauswahl unwirksam sein, sofern der Arbeitgeber die relevanten sozialen Aspekte nicht oder nicht hinreichend berücksichtigt hat.

Als Arbeitgeber können Sie die korrekte Durchführung der Sozialauswahl gewährleisten, indem Sie sich strikt an die Vorgaben des KSchG halten und bei Unsicherheiten arbeitsrechtlichen Rat einholen.
Sind Sie mit der Sozialauswahl bei Ihrer Kündigung nicht einverstanden, ist es ratsam, umgehend einen Rechtsbeistand zu konsultieren, um Ihre Rechte zu schützen.
Der Betriebsrat hat im Rahmen der Sozialauswahl ein Mitbestimmungsrecht. Vor Ausspruch der Kündigung muss der Arbeitgeber den Betriebsrat konsultieren und die Gründe für die geplante Kündigung erläutern.
Als Arbeitnehmer können Sie Ihre Rechte im Kontext der Sozialauswahl wahrnehmen, indem Sie sich über Ihre Rechte informieren, ggf. den Betriebsrat einschalten und bei etwaigen Unklarheiten arbeitsrechtlichen Rat einholen.
Wird die Sozialauswahl bei einer Kündigung fehlerhaft durchgeführt, kann dies zur Unwirksamkeit der Kündigung führen. In diesem Fall könnte der Arbeitnehmer seine Stelle behalten oder potenziell eine Abfindung erhalten.

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