Fristlose Kündigung: Arbeitnehmer

Wann ist eine fristlose Kündigung durch den Arbeitnehmer zulässig?

In diesem Artikel erfahren Sie alles, was Sie über die Voraussetzungen, Gründe und Rechtsfolgen einer fristlosen Kündigung durch den Arbeitnehmer wissen müssen.

Mögliche Gründe für eine fristlose Kündigung

Was sind die häufigsten Gründe für eine fristlose Kündigung durch den Arbeitnehmer?

Voraussetzungen und Rechtsfolgen einer wirksamen fristlosen Kündigung

Welche (strengen) Voraussetzungen und Fristen müssen für eine wirksame fristlose Kündigung eingehalten werden? Was sind die darauffolgenden Rechtsfolgen?

Rechtsfolgen einer unwirksamen fristlosen Arbeitnehmer-Kündigung

Was gilt, wenn die fristlose Kündigung durch den Arbeitgeber nicht wirksam ist bzw. wurde?

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Gründe für eine fristlose Kündigung

Es gibt verschiedene Gründe, aus denen eine fristlose Kündigung durch den Arbeitnehmer gerechtfertigt sein kann. Nach § 626 BGB gelten jedoch strenge Voraussetzungen und Fristen für die fristlose Kündigung. Die häufigsten Gründe für eine fristlose Kündigung durch Arbeitnehmer sind:

Arbeitsvertragsverletzungen durch den Arbeitgeber

Falls der Arbeitgeber massiv gegen die Bestimmungen im Arbeitsvertrag verstößt, etwa gegen den Arbeitsschutz oder die Arbeitszeitregelung, kann eine fristlose Kündigung gerechtfertigt sein. 

Arbeitgeber haben eine Verantwortung und müssen die Sicherheit und Gesundheit ihrer Mitarbeiter ernst nehmen.

Gesundheitsgefährdung am Arbeitsplatz

Falls der Arbeitnehmer nachweislich durch die Arbeit am Arbeitsplatz gesundheitsgefährdend geschädigt wurde und der Arbeitgeber trotzdem nicht für geeignete Schutzmaßnahmen sorgt, kann dies ebenfalls eine fristlose Kündigung durch den Arbeitnehmer rechtfertigen.

Arbeitgeber sind verpflichtet, für eine sichere Arbeitsumgebung zu sorgen und geeignete Schutzmaßnahmen zu ergreifen, um die Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu schützen. 

Nichtzahlung des Gehalts bzw. Lohnrückstand

Falls der Arbeitgeber das Gehalt des Arbeitnehmers schuldig bleibt, stellt dies einen wichtigen Grund für eine fristlose Kündigung dar. Hierbei gilt es jedoch zu beachten, dass eine Mahnung des Arbeitgebers notwendig ist, bevor eine Kündigung ausgesprochen werden kann. Zudem sollte vorher geprüft werden, ob der Arbeitgeber dazu in der Lage ist, das Gehalt auszuzahlen.

Arbeitgeber müssen ihre finanziellen Verpflichtungen gegenüber ihren Mitarbeitern einhalten. 

Mobbing oder Diskriminierung

Falls der Arbeitnehmer Opfer von Mobbing oder Diskriminierung durch Kollegen oder Vorgesetzte wird und der Arbeitgeber trotz Kenntnis keine ausreichenden Maßnahmen zur Beendigung dieser Vorkommnisse ergreift, kann dies ebenfalls eine fristlose Kündigung durch den Arbeitnehmer rechtfertigen.

Arbeitgeber sollten sicherstellen, dass ihre Mitarbeiter in einer sicheren und respektvollen Umgebung ohne Mobbing und Diskriminierung arbeiten können.

Voraussetzungen für eine wirksame fristlose Kündigung

Falls der Arbeitnehmer eine fristlose Kündigung aussprechen möchte, muss er bestimmte Voraussetzungen beachten. Die wichtigsten sind:

Wichtiger Grund

Es muss ein wichtiger Grund für die Kündigung vorliegen. Der Arbeitnehmer muss nachweisen können, dass ihm eine Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses nicht mehr zugemutet werden kann. Ein wichtiger Grund kann vorliegen, wenn der Arbeitgeber gegen den Arbeitsvertrag verstößt oder ein Vertrauensverhältnis zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber nachhaltig gestört ist.

Ein Beispiel für einen wichtigen Grund könnte sein, wenn der Arbeitgeber den Arbeitnehmer wiederholt schikaniert oder diskriminiert hat. Auch sexuelle Belästigung oder eine Verletzung der Persönlichkeitsrechte des Arbeitnehmers kann ein wichtiger Grund für eine fristlose Kündigung durch den Arbeitnehmer sein.

Abmahnung

Für eine wirksame fristlose Kündigung muss in den meisten Fällen eine Abmahnung vorausgehen. Durch eine solche Abmahnung verdeutlicht der Arbeitnehmer gegenüber dem Arbeitgeber, dass das vertragswidrige Verhalten nicht länger geduldet wird.

Unzumutbarkeit der Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses

Es muss dem Arbeitnehmer unzumutbar sein, das Arbeitsverhältnis fortzusetzen. Hierbei ist aber auch zu überprüfen, ob nicht eine außergerichtliche Lösung des Konflikts möglich ist.

Wenn der Arbeitgeber den Arbeitnehmer beispielsweise nicht mehr bezahlt oder ihn sexuell belästigt, kann dies eine unzumutbare Situation für den Arbeitnehmer darstellen.

Fristen und Formalitäten

Falls der Arbeitnehmer eine fristlose Kündigung aussprechen möchte, muss er bestimmte Fristen und Formalitäten einhalten.

  • Der Arbeitnehmer muss die Kündigung schriftlich formulieren und dem Arbeitgeber zukommen lassen. 
  • Die Kündigung muss innerhalb von zwei Wochen ab Kenntnis des Kündigungsgrundes ausgesprochen werden. 

Rechtsfolgen einer fristlosen Kündigung

Falls eine fristlose Kündigung durch den Arbeitnehmer wirksam ausgesprochen wurde, hat dies verschiedene Rechtsfolgen. Die wichtigsten sind:

Arbeitslosengeld und Sperrzeit

Der Arbeitnehmer hat in der Regel einen Anspruch auf Arbeitslosengeld, da er das Arbeitsverhältnis zwar selbst beendet hat, aber hierfür einen wichtigen Grund hatte. Der Arbeitnehmer muss aber bei der Arbeitsagentur den wichtigen Grund nachweisen. Ansonsten kann es zu einer Sperrzeit kommen, während der der Arbeitnehmer keine Leistungen von der Arbeitsagentur bezieht.

Schadensersatzansprüche

Der Arbeitnehmer kann Schadensersatzansprüche gegen den Arbeitgeber geltend machen, wenn ihm aufgrund der fristlosen Kündigung ein Schaden entstanden ist, insbesondere durch den Verlust eines Arbeitsplatzes (vgl. § 628 Absatz 2 BGB). Hierbei empfiehlt es sich, einen Anwalt um Rat zu fragen.

Es ist wichtig zu wissen, dass der Schadensersatzanspruch nicht automatisch besteht, sondern im Einzelfall geprüft werden muss. Hierbei spielen Faktoren wie die Gründe für die Kündigung, die Dauer des Arbeitsverhältnisses und die Höhe des entstandenen Schadens eine Rolle.

Kann der Arbeitnehmer den wichtigen Grund für seine fristlose Kündigung aufgrund vertragswidrigen Verhaltens des Arbeitgebers nachweisen, steht ihm nach der Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts wegen der vorzeitigen Beendigung des Arbeitsverhältnisses ein Schadensersatzanspruch zu. Dieser beträgt zunächst das Gehalt für die Dauer der regulären Kündigungsfrist sowie in Höhe einer fiktiven Abfindung für den Verlust des Arbeitsplatzes i.H.v. 0,5 Gehältern pro Beschäftigungsjahr.

Zeugnis und Referenzen

Der Arbeitnehmer hat Anspruch auf ein Arbeitszeugnis, das ihm auf Anfrage ausgestellt werden muss. Hierbei kann der Arbeitnehmer darauf bestehen, dass die Kündigung nicht im Zeugnis erwähnt wird. Allerdings sollte er bedenken, dass eine Lücke im Lebenslauf Fragen aufwerfen kann.

Unwirksame fristlose Kündigung durch den Arbeitnehmer

Schadensersatzanspruch des Arbeitgebers

Sollte die fristlose Kündigung des Arbeitnehmers ungültig sein, haben Arbeitgeber möglicherweise das Recht auf Schadensersatz – beispielsweise für die Kosten, die durch die vorzeitige Neuausschreibung der Position entstehen. Die Rechtsprechung berücksichtigt hierbei zugunsten des Arbeitnehmers das sogenannte rechtmäßige Alternativverhalten, sodass alle etwaigen Schadenspositionen entfallen, die auch bei einer fristgemäßen Kündigung durch den Arbeitnehmer oder dessen eventuell auch längerfristigen Arbeitsunfähigkeit entstanden sein könnten. Der Arbeitgeber muss im Übrigen den Schaden konkret nachweisen und präzise quantifizieren.

Ist jedoch im Arbeitsvertrag eine Vertragsstrafe im Falle einer unberechtigten Kündigung unter Missachtung der vereinbarten Kündigungsfrist vereinbart, ist eine solche Vertragsstrafe zu zahlen. Diese beträgt im Regelfall ein Bruttomonatsgehalt.

Fortbestand des Arbeitsverhältnisses

Wenn ein Arbeitnehmer eine nicht wirksame Kündigung ausspricht, bleibt das Beschäftigungsverhältnis erst einmal bestehen und der Mitarbeiter ist weiterhin verpflichtet, seiner Arbeit nachzugehen. Macht er das nicht, könnte dies potenziell als Vertragsverletzung interpretiert werden, was wiederum eine Kündigung durch den Arbeitgeber zur Folge haben könnte.

Im Regelfall ist die fristlose Kündigung des Arbeitnehmers aber dann als fristgemäße Kündigung zu werten und das Arbeitsverhältnis endet auf jeden Fall nach Ablauf der regulären Kündigungsfrist.

Fazit

Eine fristlose Kündigung durch den Arbeitnehmer sollte immer nur das letzte Mittel sein. Falls diese unausweichlich ist, sollte man alle notwendigen Schritte einhalten, um einerseits die Wirksamkeit der Kündigung sicherzustellen und andererseits die eigenen Rechte zu wahren.

Es ist wichtig zu beachten, dass eine fristlose Kündigung nicht ohne Grund ausgesprochen werden sollte. In der Regel müssen schwerwiegende Gründe vorliegen, die durch gesammelte Beweise belegt werden können.

Es ist ratsam, diese Belege sowie den gesamten Sachverhalt bereits im Vorfeld der Kündigung mit einem Arbeitsrecht-Anwalt durchzusprechen.

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