Abfindung verhandeln
Anleitung, Tipps und Argumente vom Fachanwalt
Eine gut verhandelte Abfindung kann für Arbeitnehmer nicht nur finanzielle Sicherheit für die Übergangszeit bieten. Sie ist auch eine Anerkennung des Arbeitgebers gegenüber der erbrachten Leistung des Arbeitnehmers. Unsere Fachanwälte für Arbeitsrecht, Christian Wieneke-Spohler und Kai Höppner, haben Tipps, wie Sie Ihre Abfindung erfolgreich verhandeln.
Christian Wieneke-Spohler
Kai Höppner
Das Wichtigste in Kürze
- Vorteile einer Abfindungsverhandlung: Sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber können profitieren und zufrieden auseinandergehen.
- Abfindung richtig verhandeln: Bereiten Sie sich vor durch eine Situationsanalyse. Dokumentieren Sie, sammeln Sie Argumente, entwickeln Sie eine Strategie.
- Tipps für eine erfolgreiche Verhandlung: Setzen Sie Ihre Strategie um und vermeiden Sie emotionale Argumente.
- Nutzen Sie eine Abfindungsberatung: Ziehen Sie bei Bedarf einen Fachanwalt für Arbeitsrecht hinzu.
- Rechtlicher Anspruch auf Abfindung: Es gibt keine allgemeine gesetzliche Pflicht zur Zahlung einer Abfindung.
Was ist eine Abfindung
Definition und allgemeiner Überblick
Eine Abfindung ist eine einmalige Zahlung des Arbeitgebers an den Arbeitnehmer als Ausgleich für den Verlust des Arbeitsplatzes. Sie dient als finanzielle Überbrückung nach der Beendigung des Arbeitsverhältnisses und kann durch verschiedene Gründe veranlasst werden.
Rechtlicher Rahmen und gesetzliche Grundlagen
Nach deutschem Arbeitsrecht gibt es für Arbeitgeber keine allgemeine gesetzliche Verpflichtung zur Zahlung einer Abfindung an den Arbeitnehmer. Die wenigen rechtlichen Ausnahmen hiervon sind im § 1a KSchG geregelt.
Nach § 1a des Kündigungsschutzgesetzes (KSchG) hat ein Arbeitnehmer unter bestimmten Bedingungen einen Anspruch auf eine Abfindung. Dies ist der Fall, wenn das Arbeitsverhältnis aus betriebsbedingten Gründen gekündigt wird und der Arbeitgeber im Kündigungsschreiben explizit auf die Abfindung hinweist, für den Fall, dass der Arbeitnehmer keine Kündigungsschutzklage erhebt.
Darüber hinaus ist die Abfindung häufig in Aufhebungsverträgen und Sozialplänen ein elementarer Bestandteil.
Warum eine Abfindung verhandeln?
Vorteile für Arbeitnehmer
Eine Abfindung kann Ihnen ermöglichen, die Zeit bis zum nächsten Job finanziell abzusichern. Sie schafft eine finanzielle Pufferzone, die Ihnen Zeit gibt, sich nach neuen beruflichen Möglichkeiten umzusehen, ohne sofort in finanzielle Engpässe zu geraten.
Weshalb Arbeitgeber bereit sind, Abfindungen zu zahlen
Arbeitgeber zahlen Abfindungen oft, um arbeitsrechtliche Konflikte zu vermeiden. Dies kann insbesondere bei betriebsbedingten Kündigungen oder Aufhebungsverträgen der Fall sein, wenn eine einvernehmliche Lösung für beide Seiten gefunden werden soll.
Generell bieten Arbeitgeber oft eine Abfindung an, um einen Kündigungsgrund nicht nachweisen zu müssen und das Risiko von Verzugslohnzahlungen zu vermeiden.
Wie eine Abfindung verhandeln?
Vorbereitung auf die Verhandlung
Analyse der Ausgangssituation
Überprüfen Sie die Gründe für die Beendigung des Arbeitsverhältnisses und mögliche rechtliche Grundlagen für Ihre Forderungen. Hier könnte es hilfreich sein, Rücksprache mit einem Fachanwalt zu halten, um Ihre Chancen besser einschätzen zu können.
Verhandlungsstrategien
Entwickeln Sie klare Verhandlungsziele und bleiben Sie flexibel. Wägen Sie verschiedene Szenarien ab und legen Sie fest, bis zu welchem Punkt Sie bereit sind zu verhandeln. Nutzen Sie professionelle Unterstützung, falls nötig, um Ihre Verhandlungsposition zu stärken.
Wie hoch sollte eine Abfindung sein?
Eine Abfindung sollte idealerweise von Ihrer Betriebszugehörigkeit und Ihrer letzten Gehaltshöhe abhängig sein. Oftmals wird die Faustregel angewandt, ein halbes Bruttomonatsgehalt pro Beschäftigungsjahr anzusetzen. Mit unserem Abfindungsrechner können Sie die mögliche Abfindung berechnen.
Abfindung erfolgreich verhandeln?
Argumente bei der Abfindungsverhandlung
Mit welchen Argumenten Abfindung verhandeln
Beispiele für überzeugende Argumente
Zeigen Sie mit konkreten Beispielen, z.B. erfolgten Projekten oder erreichten Zielen, Ihren Wert für das Unternehmen. Stellen Sie dar, wie Ihre bisherigen Leistungen dem Unternehmen geholfen haben, seine Ziele zu erreichen.
- Langjährige Betriebszugehörigkeit:
„In meinen 15 Jahren bei diesem Unternehmen habe ich zahlreiche Projekte erfolgreich abgeschlossen und dadurch maßgeblich zur Erreichung der Unternehmensziele beigetragen.“ - Spezifische persönliche Leistungen:
„Ich habe im vergangenen Jahr die Verkaufszahlen um 20 % gesteigert, indem ich neue Vertriebskanäle erschlossen und Kundenbeziehungen intensiviert habe.“ - Bedeutende Projekte:
„Durch die Leitung des Projekts XYZ habe ich zur Einführung einer neuen Produktlinie beigetragen, die signifikante Marktanteile gewonnen hat und entscheidend für den Unternehmenserfolg war.“ - Übernahme von Zusatzaufgaben:
„Neben meinen regulären Aufgaben habe ich erfolgreich das interne Mentoring-Programm initiiert und geleitet, welches die Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung spürbar erhöht hat.“ - Krisenmanagement:
„Während der Pandemie habe ich ad hoc eine Strategie entwickelt und umgesetzt, die es dem Unternehmen ermöglichte, ohne Unterbrechungen weiterzuarbeiten und Geschäftsverluste zu minimieren.“ - Innovative Lösungen:
„Ich habe ein System zur Effizienzsteigerung in den Produktionsabläufen eingeführt, welches die Betriebskosten um 15 % gesenkt hat.“ - Fachliche Expertise:
„In meiner Rolle als Leiter der IT-Abteilung habe ich eine unternehmensweite Implementierung einer neuen Softwarelösung geleitet, die die IT-Sicherheit und Effizienz erheblich verbessert hat.“ - Positive Performance-Bewertungen:
„In meinen regelmäßigen Leistungsevaluierungen habe ich stets hervorragende Bewertungen erhalten, was meine kontinuierliche hohe Leistungsbereitschaft und Qualität meiner Arbeit widerspiegelt.“
Spezifische Argumente abhängig von der Situation
Passen Sie Ihre Argumente an die spezifische Situation an, z.B. bei betriebsbedingter Kündigung oder im Rahmen eines Aufhebungsvertrags. In verschiedenen Szenarien können unterschiedliche Punkte für Ihre Verhandlungsstrategie wichtig sein.
- Betriebsbedingte Kündigung:
„Das Unternehmen hat die Abteilung, in der ich tätig war, aufgrund von Restrukturierungen geschlossen. Meine langjährige Erfahrung und erworbenen Fähigkeiten in diesem Bereich machen es schwer, kurzfristig eine gleichwertige Anstellung zu finden.“ - Aufhebungsvertrag:
„Im Rahmen des Aufhebungsvertrags sollte berücksichtigt werden, dass ich aktiv zur reibungslosen Übergabe meiner Aufgaben beigetragen habe, um den Fortbestand laufender Projekte und die Kontinuität der Abläufe zu gewährleisten.“ - Kündigung während der Elternzeit:
„Meine Kündigung erfolgte während meiner Elternzeit. Diese Situation erschwert es mir zusätzlich, nahtlos in den Arbeitsmarkt zurückzukehren, da ich neben der Jobsuche auch familiäre Verpflichtungen zu bewältigen habe.“ - Kündigung aus gesundheitlichen Gründen:
„Aufgrund gesundheitlicher Probleme, die durch die Arbeitsbedingungen im Unternehmen entstanden sind, fällt es mir schwer, umgehend eine neue Anstellung zu finden. Daher benötige ich eine höhere Abfindung als finanzielle Unterstützung in dieser schwierigen Lebensphase.“ - Kündigung für Arbeitnehmer kurz vor der Pensionierung:
„Ich stehe kurz vor dem Eintritt in den Ruhestand. Eine Kündigung in diesem späten Stadium meines Berufslebens macht es nahezu unmöglich, eine neue Beschäftigung zu finden, die denselben sozialen und finanziellen Status bietet. Eine angemessene Abfindung ist daher notwendig, um meine finanzielle Sicherheit bis zur Pensionierung zu gewährleisten.“
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